LinaS - News

Die Bo(o)tschaft ist angekommen

 

Inklusives Drachenbootteam aus Lingen beim Ritz-Carlton-Cup 2012 in Wolfsburg

 

Es begann mit einem Telefonanruf, einer Frage und einem „Ja“ als Antwort. Das Ergebnis: 19 Lingener mit und ohne Behinderung treten beim Ritz-Carlton-Cup 2012, dem legendären Drachenbootrennen in Wolfsburg, an. Ihr Auftrag: Botschafter sein für das Thema „Inklusion im Sport“.

 

 

Frank Eichholt, Mitarbeiter im Christophorus-Werk Lingen (CWL), leitet das Projekt LinaS (Lingen integriert natürlich alle Sportler), dem sich inzwischen 30 Vereine in und um Lingen angeschlossen haben. So auch die Lingener Rudergesellschaft (LRG), bei der die Mannschaft „Die Versenker“ seit zwei Jahren aktiv mitmacht. Einmal im Jahr, beim traditionellen Drachenbootrennen, paddelt das Team auf dem Dortmund-Ems-Kanal in Lingen mit anderen Mannschaften um die Wette.

„Die Versenker“, das sind 26 erwachsene Menschen mit und ohne Behinderungen. Einmal pro Woche werden sie von Jutta Spiegelberg (LRG) trainiert. Sie ist begeistert von der Idee des inklusiven Sports:„Mich motiviert es ungemein, zu sehen, wie engagiert sie bei der Sache sind.“

 

Projekt LinaS als Vorbild für die Stadt Wolfsburg

Zurück zum Anruf: Frank Eichholt war in Wolfsburg und erörterte dort mit Jürgen Türke, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Behindertenbeirates der Stadt, wie sich Inklusion im Sport auch in Wolfsburg etablieren ließe. Die  Idee: „Die Versenker“ sollten als Botschafter beim Ritz-Carlton-Cup 2012 antreten. Auf Türke´s Frage am Telefon sagte Jutta Spiegelberg spontan zu. „Die Tragweite wurde mir erst viel später bewusst“, erinnert sich die Sportlerin lachend.

Anfang September war es soweit. 17 Paddler, eine Trommlerin und Jutta Spiegelberg fuhren voller Stolz nach Wolfsburg. Und die Aufregung fuhr mit. Für einige war es die erste Übernachtung außerhalb von Lingen. Unklar war, wie die Regatta ablaufen würde. „Ob das Boot überhaupt ins Ziel kommt oder ob sich die Mannschaft nicht selber versenkt“, schmunzelt Stefan Höge rückblickend. Er ist Fachbereichsleiter des ambulant betreuten Wohnens im CWL.

Die Veranstalter in Wolfsburg freuten sich über die Gäste aus Lingen. Stefan Höge: „Die Botschaft, dass Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt an einem Wettkamp mit Nichtbehinderten teilnehmen können und wollen, ist in Wolfsburg angekommen.“ Das hätten die vielen Gespräche mit Vertretern von Sportvereinen und der Lebenshilfe Wolfsburg deutlich gemacht. Alle Beteiligten zollten den Versenkern großen Respekt und stellten bereits konkrete Überlegungen für eine eigene inklusive Mannschaft an. Jutta Spiegelberg sagte wieder spontan zu: „Ich bin bereit, dieses neue Projekt zu unterstützen.“ Sie lud die noch zu gründende Mannschaft zur Regatta im Sommer 2013 nach Lingen ein.

Neben ihrer politischen Bedeutung als Botschafter ging es der Mannschaft um Leistung. Immerhin, sie traten gegen 65 weitere Mannschaften an. Nach dem ersten Zeitrennen belegten „Die Versenker“ Platz 58. In den folgenden zwei Platzierungsrennen konnten sie erstmals seit Bestehen je eine Mannschaft im direkten Wettkampf schlagen. „Mit einem, aus unserer Sicht, sehr guten 64. Platz fuhren wir müde aber glücklich nach Hause“, so Höge.

Noch Tage später wirken die Eindrücke nach. „Die Gastfreundschaft war enorm“, berichtet Jutta Spiegelberg. Dank der Aktivitäten des Wolfsburger Behindertenbeirates waren Sponsoren gefunden worden, die die Kosten für den Aufenthalt und für die T-Shirts übernahmen. Mit einem Anruf haben Jürgen Türke und Frank Eichholt viel in Bewegung gesetzt. „Doch ohne Jutta Spiegelberg wäre das Ganze nicht möglich gewesen. Sie hat die nötige Erfahrung und Ruhe ins Boot gebracht“, resümiert Stefan Höge.

Autor: Stefan Höge und Angela Neumann

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